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© Blitz für die Chamber of Commerce Luxembourg
V.l.n.r.: Carlo Thelen (Handelskammer Luxemburg), I.E. Dr. Heike Peitsch (Deutsche Botschafterin in Luxemburg), Oliver Schenk (Sächsischer Staatsminister und Chef der Staatskanzlei), Franz Fayot (Wirtschaftsminister Luxemburgs), Pierre Gramegna (Europäischer Stabilitätsmechanismus), Dr. Hubertus von Morr (Botschafter a.D.)
09/10/2023

20. Deutsch-Luxemburgische Wirtschaftskonferenz in der Handelskammer Luxemburg

Die Jubiläumsausgabe der Deutsch-Luxemburgischen Wirtschaftskonferenz (Wiko) hatte am 4. Oktober 2023 das Thema „Souverän und wettbewerbsfähig: Chancen und Herausforderungen für eine sichere Datenwirtschaft in Europa“. 

Gemeinsame Gastgeber waren traditionsgemäß die Handelskammer Luxemburg und die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Luxemburg. Carlo THELEN, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Luxemburg, und Dr. Heike PEITSCH, Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland in Luxemburg, eröffneten die Wiko. Die Gründerväter Pierre GRAMEGNA, heutiger Generaldirektor des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), und Dr. Hubertus von MORR, ehemaliger deutscher Botschafter in Luxemburg, waren bei dieser Jubiläumsausgabe anwesende und erneuerten den Gründungsimpuls in ihren Ansprachen: Die wichtige und vertrauensvolle Zusammenarbeit beider Länder im Bereich der Wirtschaftsbeziehungen zu fördern und zu verstärken; Austausch und direkte Beziehungen von Wirtschaftsakteuren zu unterstützen um die Beziehungen beider Länder, die von einem gemeinsamen Werteverständnis geprägt sind, weiter zu festigen.  

Mit den Keynotes und politischen Kernbotschaften eröffneten Oliver SCHENK, Staatsminister und Chef der Staatskanzlei des Freistaates Sachsen und Franz FAYOT, Wirtschaftsminister des Großherzogtums Luxemburg, die Wiko. 

Fayot verwies dabei auf die Strategie „Ons Wirtschaft vu muer“ mit den Bestandteilen zur Datenwirtschaft: Beschleunigung der digitalisierten Wirtschaft in allen Schlüsselsektoren zum Nutzen der Gesellschaft, das Ermöglichen einer sicheren und vertrauenswürdigen Transformation der Datenwirtschaft und das Sicherstellen eines nachhaltigen digitalen Wandels. Dies will Luxemburg durch die Bereitstellung eines unterstützenden Investitionsumfelds und von Instrumenten zur Erreichung wettbewerbsfähiger Nachhaltigkeit erreichen. 

Die Digitalisierung wurde in Luxemburg allerding bereits vor mehr als 20 Jahren erkannt und viele Investitionen sowohl in nationale als auch internationale Initiativen investiert. Minister Fayot zählte einige von diesen auf:  

  • Luxembourg National Data Service (LNDS): eine Organisation, die Dienste bereitstellt, welche eine Wertschöpfung aus Daten des öffentlichen Sektors ermöglicht und die gemeinsame Nutzung und Wiederverwendung von Daten für öffentliche und private Datenpartner unterstützt.  
  • Meluxina: Luxemburgs Hochleistungsrechner, welcher Forschung und Wirtschaft unterstützt.  
  • Luxembourg House of Cybersecurity: das Rückgrat der führenden Cyber-Resilienz in Luxemburg.  
  • Das internationale GAYA-X Projekt, sowie Clinnova: ein internationales Projekt, an dem Kliniker und Forscher aus Luxemburg, Frankreich, Deutschland und der Schweiz beteiligt sind. Die Initiative zielt darauf ab, die Vorteile der Präzisionsmedizin für Behandlungsentscheidungen durch Datenföderation, Standardisierung und Interoperabilität zu nutzen. 

Auch Sachsen investiert bereits seit Jahren in Infrastruktur und Forschung. Insbesondere vier Felder hob Staatsminister Schenk hervor:  

  • Sachsen ist 2020 zur europäischen TOP-Region für die Produktion von Batterie-elektrischen PKW aufgestiegen. Etwa jedes vierte in Europa gebaute E-Auto ist aktuell „Made in Saxony“, wie eine Studie des Chemnitz Automotive Institute (CATI) zeigt. 
  • Die engere Verzahnung von Wirtschaft und Wissenschaft über die Branchen hinweg zum Smart Systems Hub wurde von Silicon Saxony mitinitiiert: Hier werden Hardware, Software und Konnektivität zusammengedacht und erforscht. Die Ausgangslage für den Hard- und Software-Standort Sachsen sind Schenk zufolge bestens – auch dank eines starken Netzwerks mit starken Leistungen. 
  • Fast jeder zweite Mikrocontroller weltweit in Motor- und Getriebesteuerungen von Autos kommt aus Sachsen. So stecken z. B. auch im BMW i3 aus Leipzig Infineon-Chips aus Dresden. 
  • Und auch mit den Bereichen Biotechnologie und Wasserstoff setzt Sachsen auf zwei zukunftsweisende Entwicklungsbereiche. 

Ein Fazit beider Keynote Speaker: In einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld und einem sich wandelnden geopolitischen Kontext müssen wir in Europa gemeinsam schneller werden, gemeinsam Entwicklung und Beziehungen pflegen und Wertschöpfungsketten resilient aufstellen und absichern. 

In der anschließenden moderierten Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Sachsen und Luxemburg wurde das Thema Datenwirtschaft in Europa aus unterschiedlichen Blickrichtungen besprochen.  

Teilnehmer des Gespräches waren: 

  • Adam LACKORZYNSKI, Security & System Architect, Kernkonzept GmbH 
  • Christian EICHHORN, Co-Founder & Co-CEO, SpiNNcloud Systems GmbH 
  • Gerard HOFFMANN, CEO, Proximus Luxembourg SA 
  • François THILL, Director cyber security and digital technologies 

Moderiert wurde das Gespräch von Christian HUTTER, Cyberdefense Berater im Ministerium für Auswärtige und Europäische Angelegenheiten in Luxemburg. 

Alle Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren sich einig, dass Forschung, Innovation, Entwicklung und Wertschöpfung in Europa im Bereich der Datenwirtschaft hauptsächlich durch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) vorangetrieben werden. Dafür benötigten diese jedoch sowohl Unterstützung in finanzieller Form als auch durch Abbau von Bürokratie. Insbesondere um zu verhindern, dass Wissen und Expertise ins Ausland abwanderten. 

Mit Blick auf die Datensicherheit sind KMU´s aller Branchen in Europa laut Panel auf unterstützende Netzwerke angewiesen um mit den Herausforderungen der Digitalisierung Schritt halten zu können. 

Gerard Hoffmann zufolge ist die Public Cloud heute „Goldstandard“. Allerdings müssten in der EU zwei Bereiche entwickelt werden, um Datensouveränität in Europa herstellen zu können: Einerseits die Bestimmung der Datenresidenz und andererseits die Herstellung der operativen Souveränität.  

Adam Lackorzynski wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Cloudsysteme auf außereuropäischer Infrastruktur (Software) basieren, „die wir nicht kontrollieren“. Die EU müsse „Cloud-Infrastruktur auf eigene Füße stellen“. 

Christian Eichhorn betonte, Europäer müssten u. a. den Bau von Microchips und generell von eigener Hardware stärker vorantreiben. Ebenso müsse eine Souveränität bei Künstlicher Intelligenz (KI) erreicht werden, um Unabhängigkeit, auch bei Lieferketten, zu gewährleisten. KI stellt laut Eichhorn nach dem Internet die nächste große Revolution dar „und wenn zu langsam gehandelt wird, verliert sich der Wettbewerbsvorteil“. KI sei weiterhin ein „kleines Pflänzchen am Anfang“ und bedürfe jetzt große Investitionen. 

Denn wenn in Europa die Infrastruktur für die Datenwirtschaft nicht durch Investitionen gefördert und z.B. die Entwicklung von Open Source Software gefördert wird – wie auch Straßen für die Wirtschaft als Infrastruktur zur Verfügung gestellt werden –, wird es der Markt nicht regeln, sondern die Abhängigkeiten weiterwachsen, so Eichhorn.

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Die 20. Deutsch-Luxemburgische Konferenz wurde unterstützt von: 

Partner: Luxembourg House of Cybersecurity 

Netzwerkpartner: AHK debelux, Business Club Luxemburg-Deutschland, Deutsch-Luxemburgische Wirtschaftsinitiative (DLWI) und IHK Trier. 

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V.l.n.r.: Christian Hutter (Ministerium für Auswärtige und Europäische Angelegenheiten Luxemburg), Gerard Hoffmann (Proximus Luxembourg S.A.), Dr. Hubertus von Morr (Botschafter a.D.), Franz Fayot (Wirtschaftsminister Luxemburgs), Carlo Thelen (Handelskammer Luxemburg), François Thill (Wirtschaftsministerium Luxemburg), Pierre Gramegna (Europäischer Stabilitätsmechanismus), I.E. Dr. Heike Peitsch (Deutsche Botschafterin in Luxemburg), Oliver Schenk (Sächsischer Staatsminister und Chef der Staatskanzlei), Christian Eichhorn (SpiNNcloud Systems GmbH), Pascal Steichen (Luxembourg House of Cybersecurity), Dr. Adam Lackorzynski (Kernkonzept GmbH)